Einblicke in die Geschichte unserer Stadt
Nach heutigem Kenntnisstand gründen Siedler nach der Mitte des 12. Jahrhunderts Dippoldiswalde. Bald darauf beginnt hier der Bergbau auf Silbererz. 1218 wird der Pfarrer Johannes von Dippoldiswalde in einer Urkunde des Bischofs von Meißen genannt. Diese erste Erwähnung zeigt, dass in Dippoldiswalde in jener Zeit eine Gemeinde mit einem Pfarrer ansässig war.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts lebt der Silbererzbergbau in Dippoldiswalde. Zwei Kirchen aus Stein werden errichtet. 1266 unterliegen die Bürger aus Dippoldiswalde im Bierstreit den Bürgern von Freiberg. Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen entscheidet im Streit um den Verkauf von Bier und Werkzeug auf gewinnbringenden Zechen zugunsten von Freiberg. Infolge europaweiter Krisen und unzureichender Technologie kommt der Erzbergbau im 14. Jahrhundert fast zum Erliegen. Dennoch bringt man die Mittel auf, eine Stadtmauer mit Türmen, Gräben und Toren zu errichten. 1363 erhält die Stadt eine Verfassung und die Gerichtsbarkeit.
Im 15. Jahrhundert sind zahlreiche Handwerker in Dippoldiswalde ansässig: Schuhmacher, Leineweber, Fleischer und andere. Die Menschen in der Stadt leben über Jahrhunderte von Handwerk, Handel, Landwirtschaft und Bergbau. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts lebt der Bergbau wieder auf. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein wird in und um Dippoldiswalde Bergbau betrieben.
1512 lässt der Stadtherr von Dippoldiswalde Sigismund von Maltitz das Nasspochwerk patentieren. Damit kann die Ausbeute aus den Erzen erhöht werden. Heute findet sich noch das Wappen derer von Maltitz über dem Eingangsportal des Rathauses und auch am Portal des ehemaligen Gasthofes „Zum Goldenen Stern“. 1541 wird in Dippoldiswalde die Reformation eingeführt, zwei Jahre später als im übrigen Land. Der Bruder des Stadtherren Heinrich von Maltitz ist der Bischof von Meißen, Johannes von Maltitz. Er soll – der Überlieferung nach – die Zerstörung der Barbarakapelle in der Dippoldiswalder Heide gefordert haben, da sich dort die Anhänger Martin Luthers trafen.
Das 17. Jahrhundert bringt Dippoldiswalde viel Leid. Vom 30–jährigen Krieg ist die Stadt mehrfach betroffen. 1632 und 1634 wird sie niedergebrannt und zerstört. Vielen Einwohner werden getötet. Die Pest wütet in der Gegend. Im weiteren Verlauf des Krieges plündern schwedische Söldner die Stadt. Dennoch hat man die Stadtkirche zügig wiederaufgebaut. Sie bekommt u.a. ein neues Geläut und eine Kassettendecke. 1723 wird in Dippoldiswalde eine Postdistanzsäule aufgestellt. August der Starke hatte die Straßen und Wege des Kurfürstentums Sachsen vermessen lassen. Daraufhin werden in allen Städten diese Säulen aufgestellt.
Der weitere Verlauf des 18. Jahrhundert bringt wieder Krieg nach Dippoldiswalde. Während des Siebenjährigen Krieges lagern preußische und österreichische Truppen um die Stadt. Nach dem Krieg ist das Kurfürstentum Sachsen ruiniert. Doch ein erfolgreicher Handwerker in Dippoldiswalde lässt sich malen – der Lohgerbermeister Johann Christoph Ulbrich.
Das 19. Jahrhundert brachte viele Veränderung für die Einwohner von Dippoldiswalde. Zunächst toben 1813 die Napoleonischen Kriege in Sachsen. Davon bleibt auch Dippoldiswalde nicht verschont. Die gesamte Umgebung von Dippoldiswalde ist ein riesiges Heerlager. Zar Alexander I. von Russland hält sich im Schloss Reichstädt und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen im Schloss Dippoldiswalde auf. In den darauffolgenden Jahren wird die Stadtmauer niedergelegt. Dippoldiswalde wird zur offenen Stadt erklärt. 1824 gibt es in der Stadt 25 Schuhmacher. Sie arbeiten vor allem in der Schuhgasse.
1867 wird die eiserne Wasserleitung in Dippoldiswalde in Betrieb genommen. Das Rohrnetz hat eine Gesamtlänge von 20.180 Fuß, d.h. 5,7 km. Es gibt 31 Hydranten. In jenem Jahr hat die Stadt 3.067 Einwohner. Außerdem leben in der Stadt 151 Pferde, 195 Schweine, 69 Ziegen und andere Nutztiere. Es gibt 69 Bienenstöcke. Zwei Jahre zuvor ist im Gasthof „Zum goldenen Stern“ die Freiwillige Feuerwehr gegründet worden.1895 folgt die elektrische Straßenbeleuchtung. 1882 wird Dippoldiswalde ans Schienennetz angeschlossen. Die Schmalspurbahn wird in Dienst gestellt. Damit verbessert sich die Logistik für viele ansässige Unternehmen, u.a. für die Strohhut- und Filzfabrik Reichel. Heute fährt die Weißeritztalbahn als Touristenbahn. Das Fabrikgebäude – später VEB Polypack – ist abgerissen. Auf der Fläche findet man heute einen Mehrgenerationen-spielplatz, den Polypark.
1894 entwirft der Heraldiker Adolf Matthias Hildebrandt das Stadtwappen, wie wir es heute kennen. Das Buntglasfenster mit der Darstellung des Wappens wird 1907 im Rathaus angebracht. Das Kaiserliche Postamt unterhält 1898 eine Fernsprechanlage mit 22 Anschlüssen in der Stadt. Von 1888 bis 1949 werden in Dippoldiswalde an der Deutschen Müllerschule nach dem neuesten Stand der Entwicklung Müller ausgebildet. In deren Gebäude zieht 1959 die Ingenieurschule für Lebensmittelindustrie ein. Diese hat bis 1990 Bestand.
In der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert fordern verheerende Weltkriege und Terror ihre Opfer. Auch Dippoldiswalde ist davon betroffen. Anfang 1951 wird das Kreiskrankenhaus eröffnet. Im Sommer erfolgt der erste Spatenstich für 45 Wohnungen in der Goethestraße und der Querstraße. Weitere Wohngebiete entstehen in den folgenden Jahrzehnten. Dippoldiswalde ist Kreisstadt. 1959 weiht Bischof Dr. Otto Spülbeck die Katholische Kirche St. Konrad in Dippoldiswalde. Sechs Jahre später wird in der Herrengasse, im Geburtshaus des Stadtchronisten Konrad Knebel die neue Stadtbibliothek eröffnet. 1975 geht der neue Busbahnhof an heutiger Stelle in Betrieb und der Aufbau des Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseums beginnt.
Am 3. Oktober 1990 tritt die DDR der BRD bei. Mit den politischen Veränderungen seit dem Herbst 1989 gehen wirtschaftliche Veränderung einher, die sich sehr auf Dippoldiswalde auswirken. Zwar füllen sich die Läden, aber viele Betrieb schließen nach und nach. Arbeitslosigkeit und Abwanderung greifen um sich. Die Infrastruktur wird modernisiert und erweitert. So stellt man 1995 die Umgehung der B 170 fertig. Das Gewerbegebiet Reinholdshain entsteht. Die Gebäude in der Stadt werden zum Großteil saniert und restauriert.
Das Jahrhunderthochwasser im August 2002 bringt viel Zerstörung nach Dippoldiswalde. Unter anderem muss die traditionsreiche Jahn – Turnhalle abgerissen werden. Bereits vier Jahre später wird der Sportpark eröffnet. Infolge des Hochwassers treten Tagesbrüche im Stadtgebiet auf. Dadurch kommen die Archäologen den hochmittelalterlichen Silbererzgruben auf die Spur. In einem mehrjährigen Projekt werden die alten Gruben erforscht. Vor allem Grubenhölzer werden zu Tage gefördert. 2018 wird dann im Schloss das Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge, kurz MiBERZ eröffnet. Im gleichen Jahr wird der Bergbaulehrpfad in der Stadt der Öffentlichkeit übergeben. 2022 wird nach langer Restaurierung und Sanierung das Museum als LOHGERBER MUSEUM & Galerie neu eröffnet.
Zeitleiste
um 1160: Entstehung von Dippoldiswalde in der Aue der Roten Weißeritz
1218: erste urkundliche Erwähnung
um 1200: archäologisch nachgewiesener Silbererzbergbau
im 1. Drittel des 13. Jahrhunderts Errichtung zweier Kirchen aus Stein – die Stadtkirche St. Marien und Laurentius und die Nikolaikirche
1266: Entscheidung im Bierstreit zwischen Dippoldiswalde und Freiberg durch Heinrich den Erlauchten, Markgraf von Meißen – urkundliche Erwähnung von Dippoldiswalde als Stadt
1363–1376: Errichtung der Stadtmauer mit zwei Toren und einer Pforte
1535: Errichtung des Rathauses in seiner heutigen äußeren Gestalt. An dessen Nord- und Südseite befinden sich bis ins 19. Jahrhundert hinein die Semmel- und Fleischbänke.
1541: Einführung der Reformation in Dippoldiswalde
1569: Heinrich von Maltitz verkauft Dippoldiswalde an Kurfürst August von Sachsen. Spätestens jetzt wird Dippoldiswalde Verwaltungssitz.
1632 und 1634: Zerstörungen und Verwüstungen während des 30 – jährigen Krieges
1813: Napoleonische Kriege; Durchzug russische und preußische Truppen
1826: Einer der schwersten Brände in der Stadtgeschichte nimmt seinen Anfang in der Schuhgasse
1842: Eröffnung der Schule am Pfortenberg; heute Oberschule am Pfortenberg
1882: Einweihung der Schmalspurbahn zwischen Hainsberg und Schmiedeberg, später Erweiterung nach Kipsdorf
1888: Eröffnung der Deutschen Müllerschule in Dippoldiswalde (bis 1949)
1897: Hochwasser der Roten Weißeritz
1913: Inbetriebnahme der Talsperre Malter
2002: Jahrhundert - Hochwasser der Roten Weißeritz
2008: Dippoldiswalde wird Große Kreisstadt
2019: Dippoldiswalde wird mit 21 weiteren Bestandteilen der Montanregion Erzgebirge/KrušnohořÍ UNESCO – Welterbe, d.h. Erbe der gesamten Menschheit